Lieber Timmy,
Oktober 2011 kamst du zu uns. Du warst damals 8 Wochen alt und so klein, dass du dich auf M’s Hand zum Schlafen einrollen konntest. Und du warst ziemlich kratzbürstig, muss ich sagen. Geboren und aufgewachsen in einer Scheune zwischen lauter hochaufgestapelten Strohballen bei einem Schafbauern, warst du an Menschen fast nicht gewöhnt. Du warst ziemlich dreckig und verfloht, aber du konntest bereits supergut und ausdauernd rennen, klettern, springen und Unsinn treiben … das hattest du ja wochenlang mit deinen Brüdern und Schwestern im Stroh geübt und dann später bei uns auch noch weiter perfektioniert.
Nach anfänglichen kleinen Kommunikationsproblemchen hast du dem Hund des Hauses recht schnell klar gemacht, wer von euch beiden hier das Sagen hat! Überhaupt hast du dich schnell eingelebt und den Luxus eines verwöhnten Katertieres gerne hingenommen, ein richtiger Schmusekater bist du aber nie geworden. Du bist immer ein relativ kleiner und zierlicher Kater geblieben, trotzdem wurdest du ein grossartiger Jäger und zogst nachts sehr gerne und ausdauernd um die Häuser. Auch Konfrontationen mit anderen Katern gingst du nicht aus dem Weg … ich weiss nicht, wie oft du tatsächlich den Sieg davon getragen hast, aber du gabst dich immer äusserst selbstbewusst und stolz, wenn du auch manchmal leicht verrupft nach Hause kamst.
Morgens und abends hast du uns gerne auf der kleinen Hunderunde begleitet. Du bist durch die Sträucher gestreunert, in Bäume geklettert, hast nach uns gerufen, bist im gestreckten Galopp, mit verrückten Sprüngen und viel Imponiergehabe an uns vorbei geprescht und dann mit hocherhobenem Schwanz vor uns her stolziert. Kein größerer Spaß als vor zu laufen, sich hinter Nachbars Hecke zu verstecken um dann just in dem Moment, als wir vorbei gingen, hervor zu springen und uns zu erschrecken. Ich war mir sehr oft sehr sicher, du hattest dabei ein ziemlich breites Grinsen im Gesicht! Kleiner Lümmel.
Ende Januar bist du, wie immer zwischen 7 und 8 Uhr abends rausgegangen, aber entgegen deiner Gewohnheiten hast du uns an dem Abend nicht gefühlte 125 Mal aufstehen lassen, um dir die Terrassentür zu öffnen. Nicht das übliche Spielchen, ich will raus – JETZT SOFORT – ach nee doch nicht – oder vielleicht doch … gespielt. Du hast uns nicht auf der Hunderunde begleitet und uns auch nicht hinter der Hecke aufgelauert. Das hat mir etwas Sorgen bereitet, aber das konnte schon mal vorkommen – wenn du wahrscheinlich grade wichtigeres zu tun hattest. Du warst aber auch spät am Abend nicht reingekommen und am nächsten Morgen lagst du auch nicht in dem alten Einkaufskorb auf dem Terrassenstuhl.
Wir haben dich überall gesucht. Zettel verteilt, dass wir dich suchen. In den diversen Internetportalen als vermisst gemeldet. Aber nichts. Trotz Chip keine Spur von dir. Freunde haben uns getröstet mit Geschichten von Katzen die sich verlaufen hatten und Monate später wieder zu Hause aufgetaucht sind. Ich hab nicht richtig dran geglaubt, konnte mir aber auch nicht wirklich vorstellen, dass dir etwas passiert sein könnte. Du warst so schnell, aber doch auch vorsichtig, kein Allermannsfreund und sehr misstrauisch was Fressen betraf.
Gestern haben der Mann und der Sohn dich zufällig entdeckt, tief versteckt unter der Koniferenhecke im Vorgarten. Da hast du wohl die ganze Zeit gelegen. Wir wissen nicht was passiert ist, aber wir vermuten, ein Auto hat dich angefahren und du hast es dann nur noch geschafft um bis unter die Hecke zu kriechen. Du warst die ganze Zeit nah bei uns, wir haben es nur nicht bemerkt. Es tut mir so unendlich leid. Ich bin unendlich traurig und vermisse dich sehr!
Farewell kleiner Timmy,
für uns warst du der größte, liebste, lustigste, süßeste, verrückteste und tapferste Kater der Welt!
Wir werden dich nie vergessen.
Du liebtest deine Freiheit … und genau die ist dir, wie so vielen Katzen, zum Verhängnis geworden.
2 Comments
Ein schöner, liebevoller Nachruf ! Da muss man eigentlich nichts mehr sagen. Alles Gute.
Danke.
Ich bin immer noch ganz traurig.